Service Learning

Der Begriff Service Learning steht für „Lernen durch Engagement“ und setzt sich aus den Worten „Community Service“ (gesellschaftliches Engagement) und „Learning“ (Lernen) zusammen. Es handelt sich um eine innovative Lehr- und Lernform, welche den Unterricht in der Schule sowie den Einsatz der Schüler*innen in einem ehrenamtlichen Engagement außerhalb der Schule miteinander verbindet.

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Studierende organisieren Spenden im Rahmen von Service Learning

Seinen Ursprung hat diese Lernform in den USA, wo es als Unterrichtsmethode bereits fest im Schulprogramm integriert ist. Die Lehrmethode verbindet fachliches und theoretisches Lernen an (Hoch)-Schulen mit gesellschaftlichem Engagement. Service Learning ist für alle Altersstufen, Fächer und Schulformen geeignet.

Service Learning in Deutschland wird klassischerweise an Schulen angeboten, wo sich Kinder und Jugendliche neben dem Unterricht in sozialen Projekten in Stadtteilen oder Gemeinden für andere Menschen engagieren können. Die Lernform wird ebenfalls an einigen deutschen Hochschulen angeboten, beispielsweise in Kassel und Mannheim. Hier kooperieren die Hochschulen eng mit den jeweiligen Praxispartnern aus den Bereichen Umwelt, Soziales, Bildung, Kultur, Rettungswesen etc.

Service Learning kann grundsätzlich in jedem Studiengang realisiert werden und bietet ebenso die Möglichkeit des Erwerbs von ECTS-Punkten. Insbesondere während der Corona-Pandemie wurde die innovative Lernform (LdE) mittels diverser digitaler Tools und durch Online-Projekte ins Internet verlagert.

Service Learning Studentin in Bibliothek
Schüler in Klassenzimmer

Service Learning an Schulen

Die Lernform „Lernen durch Engagement“ (Service Learning) hat an deutschen Schulen zwei Kernziele anvisiert:

  • Schüler und Schülerinnen lernen eigenverantwortlich zu arbeiten und können ihre sozialen und demokratischen Kompetenzen erweitern
  • Die Qualität des Schulunterrichtes wird durch einen anwendungsorientierten Wissenstransfer gefestigt. Ebenso wird die Bedeutung der Fachinhalte durch die Verknüpfung von Theorie und Praxis klarer erkennbar und verankert.

Service Learning an Hochschulen und Universitäten

Das sogenannte Lernen durch Engagement besteht aus zwei Komponenten: Learning und Service. Es verbindet die universitäre Lehre mit konkreten Praxisprojekten.

Learning-Komponente: Hier wird im Rahmen einer regulären Lehrveranstaltung an der Universität die zu behandelnde Theorie zu einem bestimmten Thema wissenschaftlich aufbereitet.

Service-Komponente: In der zweiten Komponente wird die aufbereitete Theorie in einem gemeinnützigen Bereich praktisch angewandt. Der gemein- und bürgerschaftliche Dienst dient zur Veranschaulichung der theoretischen Inhalte sowie als praktisches Projekt in einem sozialen Umfeld.

Student hält Vortrag zum Thema Service Learning
Kinder spielen Fussball

Ein Seminar an deutschen Hochschulen dauert üblicherweise ein Semester. Es gibt sowohl einzelne Module als auch fächerübergreifende Seminare, die den Aspekt „Service Learning“ beinhalten. Studierende besuchen ihre regulären Lehrveranstaltungen an der Hochschule und bereiten die praxisorientierten Projekte in dieser Zeit im engen Austausch mit den Dozenten vor- und nach. In diesen Projekten wird parallel zur Vorlesung praktisch gearbeitet.

Besonders wichtig innerhalb der Service-Learning Vorlesungen sind regelmäßige Reflexionsrunden zwischen Studierenden und Dozenten der Universitäten. Die Studenten erarbeiten ihre Erkenntnisse aus der praktischen Arbeit wissenschaftlich auf und tauschen sich gegenseitig über die Tätigkeiten innerhalb der ehrenamtlichen Projekte aus.  Aus Gründen der Qualitätssicherungen sind regelmäßige Evaluationen der Service- als auch der Learning-Komponenten wichtig.

Das gesellschaftliche Engagement der Studierenden ist keine unabhängige oder eigenständige Säule innerhalb des Universitätsalltages, sondern wird zwingend innerhalb des Verbundes betrachtet. Es handelt sich um einen wichtigen Bestandteil der Vorlesung.

Essenziell für den Erfolg dieser speziellen Lehrmethode ist eine enge Verzahnung zwischen dem theoretischen Input sowie dem praktischen Anwendungsbereich. Ebenso ist ein authentischer Bedarf nach studentischer Unterstützung gefragt. Konkret: die Studierenden können mit ihrer Tätigkeit etwas bewegen. Gemeinsam mit dem Kooperationspartner werden konkrete Aufgabenstellungen und Ziele vereinbart, welche sich mit den Inhalten des Curriculums der Universität decken.

zwei Studentinnen Planen ein Projekt im Fach Service Learning
Kinder in einer Hilfsorganisation

Mehrwerte der Lernform

Vorteilhaft ist diese Lernform vor allem deshalb, da die Beteiligten die erlernte Theorie aus Schule und Hochschule in der Praxis direkt umsetzen können und gleichzeitig soziale Projekt unterstützen können. Kognitives Lernen wird mit verantwortungsvollen Tätigkeiten vereint. Von diesem neu gewonnenen Wissen und den sozialen Kompetenzen profitieren die Schüler*innen und Studierenden als auch die (Hoch)-Schulen gleichermaßen.

Des Weiteren übernehmen die Schüler*innen und Studierenden in diesen Projekten Verantwortung und lernen mit Menschen zusammenzuarbeiten. Die fachlichen Inhalte aus den Vorlesungen werden intensiver verarbeitet und eingesetzt. Die Art und Weise des Wissenserwerbs verändert sich und wird zunehmend praxisorientierter und greifbarer. Die Zeiten von bloßen theoretischen Vorlesungen sind in diesen Kursen vorbei. Anwendungsorientierter Wissenstransfer ist der Schlüssel.

Kurz: Fachliche Lerninhalte an Schulen und Hochschulen werden so vermittelt, dass der eigentliche Lerneffekt erst während der Tätigkeit in einem gemeinnützigen und sozialen Projekt eintritt.

Studierende bauen ein Haus im Rahmen ihres Engagements an der Hochschule
Studierende hält Präsentation in Bibliothek

Es handelt sich also um eine klassische Win-Win-Situation für alle Beteiligten des Programmes.

Die Hochschulen binden die Studierende in das gesellschaftliche Umfeld ein und präsentieren sich als Institution nach außen. Studierende sammeln wichtige Praxiserfahrungen und soziale Kompetenzen unter realen Bedingungen in der Arbeitswelt und sensibilisieren sich dadurch für Probleme der Umwelt. Die Kooperationspartner der sozialen Projekte profitieren von der externen Unterstützung durch die Hochschulen.

Merkmale des Konzeptes Service-Learning

  • Service-Learning ist in das Curriculum der Hochschule/Universität fest integriert
  • Das Konzept integriert theoretische Inhalte des Studienganges in praxisorientierten Tätigkeiten
  • Service Learning erbringt eine Dienstleistung für öffentliche Einrichtungen oder die Gemeinschaft
  • Es findet ein regelmäßiger Austausch zwischen den Beteiligten (Studenten & Kooperationspartnern) statt, wo die Parteien ihren Bedarf kommunizieren und gemeinsam mit den Verantwortlichen der Universität/Hochschule die jeweiligen Projektziele definieren
  • Essenzieller Bestandteil sind regelmäßige gemeinsame Reflexionsrunden
Volunteer hilft ehrenamtlich

Herausforderungen

Service Learning ist in Deutschland erst langsam auf dem Vormarsch, daher stellt die Organisation der praxisorientierten Lehreinheiten Schulen, Hochschulen und mögliche Kooperationspartner vor große Herausforderungen:

  • In zu großen Kursgruppen lässt sich Service Learning nur bedingt realisieren, da der enge Austausch mit den Mitschülern bzw. Kommilitonen fehlt
  • Der Studienaufwand innerhalb der Bachelor- und Masterstudiengänge ist sehr eng gestrickt und bietet kaum Raum für die Implementierung neuer Konzepte. Es herrscht eine hohe Arbeitsbelastung und wenig Freiraum
  • Gemeinnützigen Organisationen und Einrichtungen fehlt es mitunter an genügend Personal zur Einarbeitung und Betreuung der jungen Freiwilligen
  • Der Rollenwechsel vom Schüler/ Studenten zum Coach oder Berater innerhalb des sozialen Projektes stellt die jungen Menschen vor Herausforderungen
  • Eine hohe Arbeitsmotivation und eigenständige Arbeitsweise werden erwartet
  • Hoher Organisatorischer Aufwand

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