Kreuznacher Lastenrad Vorbild für Alzey?

Allgemeine Zeitung Alzey, Annika Sinner (18.11.2021)

Seit fünf Jahren gibt es in Bad Kreuznach einen Lieferdienst auf zwei Rädern / Auch Alzeyer Projekt kann davon lernen

Frau fährt auf Lasenfahrrad
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ALZEY/BAD KREUZNACH. Alzey soll seinen eigenen LastenradVerleih bekommen – dafür setzen sich der Klimaschutzmanager der Stadt, Marcel Klotz, der Inhaber der Internet- und Werbeagentur „Webmelone“, Matthias Krauß, und die Inhaberin der Edeka-Marktes in der Nibelungenstraße, Nadine Bembenik, ein. Das elektrisch betriebene Lastenrad soll vor dem Edeka-Markt stationiert und gegen
eine niedrige Leihgebühr ausgeliehen werden können. Eine Vorstellung des Projekts auf der Klimamesse auf dem Obermarkt Anfang September und eine Online-Umfrage stießen bereits auf großes Interesse, 87 Prozent der Befragten gaben an, ein solches Angebot nutzen zu wollen. Als Vorbild verweist Krauß auf ein bereits bestehendes Projekt in Kirchheimbolanden. Eine dort ansässige Kaffeemanufaktur liefere in einem Radius von 20 Kilometern größere Bestellungen CO²-neutral mit dem Lastenrad aus.

Aber nicht nur in Kirchheimbolanden, auch in Bad Kreuznach gibt es bereits ein Lastenrad-Projekt. „Klara“ ist dort bereits seit 2016 am Start – allerdings nur dienstags und freitags im Einsatz. An diesen beiden Tagen ist in Bad Kreuznach Wochenmarkt. Damit gerade ältere Menschen ihre Einkäufe nicht nach Hause schleppen müssen, bietet eine Gruppe engagierter Ehrenamtlicher an, die Einkäufe
mit dem Lastenrad heimzufahren – kostenlos. So werden nicht nur Senioren beim Einkaufen, sondern auch der Wochenmarkt unterstützt. Zwischen acht und 15 Kunden nutzten das Angebot jeden Freitag, berichtet Isabel Gemperlein, Pressesprecherin der Stadt Bad Kreuznach. Dienstags seien es etwas weniger, zwischen drei und sieben. Die Nachfrage sei in den vergangenen Jahren gestiegen und mittlerweile wesentlich höher als in den ersten beiden Jahren. Allerdings seien in der vergangenen Zeit kaum neue Kunden hinzugekommen.

„Die Stammkundschaft ist in der Regel älter als 70 Jahre“, sagt sie. Eine Zeit lang habe man auch versucht, Fahrten auch außerhalb der Wochenmarkts-Zeiten anzubieten. „Für dieses Angebot gab es jedoch keinerlei Nachfrage, weshalb es nicht mehr weiter verfolgt wurde“, erzählt Gemperlein. Aktuell liefen jedoch Überlegungen und Anträge, einen digitalen Einkaufsdienst mit Lastenrad-Lieferdienst einzurichten. Zudem gebe es seit Beginn des Jahres die Möglichkeit, am Mobil- und Infopunkt am Bahnhof ein Lastenrad auszuleihen. Repräsentative Zahlen zu dessen Nutzung lägen jedoch noch nicht vor.

Kooperation mit Webplattform angedacht

Der Projektgruppe „Alser Rad“ ist der Erfolg von „Klara“ bekannt. Man denke daher beim „Alser Rad“ auch in zwei Richtungen, erklärt Klotz. „Das ‚Alser Rad‘ kann natürlich auch durch Geschäfte oder Gastronomien als Lieferdienst genutzt werden“, sagt er. Zudem sei
man in Kontakt mit der Webplattform „FlexHero“, auf der Unterstützungssuchende und – anbieter zueinanderfinden können. „In diesem Kontext sehen wir das ‚Alser Rad‘ auch für das Thema Nachbarschaftshilfe als prädestiniert an – dazu benötigt man im Gegensatz zum Auto auch keinen Führerschein und Sprit, was die Zielgruppe vergrößert sowie die Kosten senkt.“ Nicht zuletzt durch zusätzliche
finanzielle Anreize wie beispielsweise Rabatten in Geschäften bei Nutzung des Lastenrads, rechne man mit einer guten Akzeptanz in Alzey.