Die Zukunft des Ehrenamts

Welchen Einfluss hatte die Corona-Pandemie auf den Ehrenamtssektor? Blieb die ehrenamtliche Beteiligung unverändert oder wurde die Arbeit eingeschränkt? Welche Chancen entstanden vielleicht sogar aus der Pandemie?

Ehrenamtliche Helfer sammeln Müll in der Natur
Ehrenamtlichen Sammeln Müll beim sogenannten „Plogging“, einer Kombination aus Müllsammeln und Joggen

Eines lässt sich schon zu Beginn festhalten: Die Menschen wollen helfen, egal ob in Krisen- oder zu „normalen“ – Zeiten. Insbesondere Senioren, die einen großen Teil der ehrenamtlichen Arbeit ausmachen, konnten aufgrund der Pandemie nur noch bedingt aktiv werden. Ebenso Vereine, die auch schon vor Corona mit Mitgliederschwund zu kämpfen hatten, wurden von der Pandemie doppelt so hart getroffen. Nicht zuletzt auch, weil sich vor allem jüngere Menschen eher kurzfristig und aktionsgebunden – anstatt langfristig in einem Verein – engagieren wollen.

Wie steht es um das Ehrenamt?

Um zu erfahren, wie die Veränderung des ehrenamtlichen Engagements während der Pandemie aussah, haben wir uns von FlexHero mit Martina Tschirge vom Landratsamt Dachau aus dem Koordinierungsbüro bürgerschaftlichen Engagements und Isabella Ladines vom jungen und digital affinen Verein LebensHeldin! e.V. in Kontakt gesetzt.

Beide Frauen erzählten unabhängig voneinander, dass sie zwar feststellen konnten, dass es mit Beginn der Pandemie einen Mitgliederschwund gab, doch ebenfalls viele neue Mitglieder hinzukamen. Beim Verein LebensHeldin! e.V. war es hingegen so, dass einige Frauen nun viel mehr Zeit hatten, da die meisten privaten Freizeitaktivitäten wegfielen und viele sich in Kurzarbeit befanden. Ebenso wichtig ist die Tatsache, dass nicht jeder Ehrenamtliche aus der Risikogruppe Pandemiebedingt ausfiel, denn auch Mitte 60-jährige kennen sich in den meisten Fällen gut mit den technischen Mitteln aus und können so weiterhin online mitwirken.

Martina Tschirge betont, dass das Interesse für ein ehrenamtliches Engagement ungebrochen sei und durch die Pandemie andere bzw. neue Zielgruppen dazu fanden. Damit sind nicht nur junge oder digital affine Menschen gemeint, sondern ebenso die Engagierten, die zu Beginn der Pandemie Masken genäht und dadurch den Einstieg ins Ehrenamt gefunden haben.

Junge Menschen im gemeinnützigen Verein spielen Basketball

Das Stichwort heißt „hybrides Ehrenamt“

Beide gehen außerdem sehr stark davon aus, dass sich der Sektor Ehrenamt in Zukunft als ein Mix aus digitaler und analoger Arbeit gestalten wird. Das Stichwort sei hybrid. Ein gesundes Mittelmaß zwischen Online-Projekten und Vor-Ort Aktionen sei entscheidend. Das Ehrenamt lebe schließlich vom sozialen Miteinander. Vereine finanzieren sich oft über Präsenzveranstaltungen, deren pandemiebedingter Ausfall manchen Vereinen nun ein Ende bereitete. Die Pandemie hat die Engagements-Sparte definitiv stark beeinflusst. Durch die Umstellung auf digitale Tools haben diverse Vereinsmitglieder ihre vorherigen Aufgabenstellungen verloren, während sich anderswo Freiräume aufgetan haben, die neue Mitglieder füllen konnten.

„Neue Mitglieder für unseren Verein finden wir digital…“

Der Verein LebensHeldin! e.V. arbeitet schon seit Vereinsgründung im Remote Team. Vielen Mitgliedern missfiel diese Art der Kommunikation, durch die Pandemie blieb ihnen jedoch keine andere Wahl und mittlerweile kommen alle Mitglieder gut mit den digitalen Tools zurecht. Durch die schnelle und professionelle Umstellung auf digitale Veranstaltungen war der Verein im Gegensatz zu vielen anderen Einrichtungen nicht vom Mitgliederabgang betroffen. Im Gegenteil: Durch das Veröffentlichen der Online-Projekte auf unterschiedlichsten Plattformen wie beispielsweise der FlexHero App, konnte der Verein viele neue engagierte Mitglieder gewinnen.

Zwei Smartphones mit FlexHero App, auf denen Projekte im Ehrenamt dargestellt werden

Auch Martina Tschirge sieht die FlexHero App, in der Organisationen und Vereine Projekte einstellen können, aus denen ehrenamtlich interessierte Menschen auswählen und teilnehmen können, als einen Blick in die Zukunft und eine Entwicklungschance für Vereine. Über die App haben sich Menschen gemeldet, welche zuvor keinen Zugang zum Ehrenamt gefunden haben oder sich nie mit dem Bereich des Engagierens auseinandergesetzt haben.  Die Aussicht auf ein projektbasiertes Ehrenamt empfinden viele Engagierte als ansprechendere Alternative als eine langjährige Mitgliedschaft in einem Verein.

Die Pandemie sorgte also größtenteils dafür, dass viele Vereine digitaler geworden sind und andere – neue Zielgruppen (nicht nur junge Menschen) Zugang zum ehrenamtlichen Engagement gefunden haben.